Zuversicht Woche 31: „Trenne dich doch von mir!“

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So zog Abram herauf aus Ägypten mit seiner Frau und mit allem, was er hatte, und Lot mit ihm ins Südland. Abram aber war sehr reich an Vieh, Silber und Gold. Und er zog immer weiter vom Südland bis nach Bethel, an die Stätte, wo zuerst sein Zelt war, zwischen Bethel und Ai, eben an den Ort, wo er früher den Altar errichtet hatte. Dort rief er den Namen des HERRN an. Lot aber, der mit Abram zog, hatte auch Schafe und Rinder und Zelte. Und das Land konnte es nicht ertragen, dass sie beieinander wohnten; denn ihre Habe war groß und sie konnten nicht beieinander wohnen. Und es war immer Zank zwischen den Hirten von Abrams Vieh und den Hirten von Lots Vieh. Es wohnten auch zu der Zeit die Kanaaniter und Perisiter im Lande. Da sprach Abram zu Lot: Es soll kein Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Brüder. Steht dir nicht alles Land offen? Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken. Da hob Lot seine Augen auf und sah die ganze Gegend am Jordan, dass sie wasserreich war. Denn bevor der HERR Sodom und Gomorra vernichtete, war sie bis nach Zoar hin wie der Garten des HERRN, gleichwie Ägyptenland. Da erwählte sich Lot die ganze Gegend am Jordan und zog nach Osten. Also trennte sich ein Bruder von dem andern.
1. Mose 13,1–11 (Hier gelesen von Helge Heynold)

Liebe Reisende durch Dick und Dünn,

erinnern Sie sich noch an Woche 3, an die lachende Sara? Über ein halbes Jahr ist es her, als wir die Geschichte von ihr und Abraham besuchten. Das Paar, das sich jahrelang tapfer hält auf ihrem Weg in ein gelobtes Land und hin zu einem gemeinsamen Kind, das einfach nicht kommen will, obwohl Gott es doch versprochen hat. Als Sara mitbekommt, wie drei Männer vor dem Zelt gegenüber Abraham dieses Versprechen wiederholen, lacht sie laut auf. Sie und Abraham haben viel Reichtum, Vieh und viele Bedienstete, aber der einzige Verwandte, der mit ihnen in das neue Land gezogen ist, ist ihr Neffe Lot, der anscheinend mal ihr Erbe werden wird. (Übrigens, sämtliche Fastenmails können Sie immer noch nachlesen unter www.7wochenohne.evangelisch.de/fastenmail.)

Die heutige Geschichte spielt noch Jahre vor Saras Lachanfall. Sie erzählt davon, dass Abram, wie er zu dieser Zeit noch hieß, und Lot dermaßen große Herden hatten, dass „das Land sie nicht ertragen“ konnte. Schließlich sind sie auch nicht die einzigen Menschen hier, die Weideland für ihre Tiere brauchen. So kommt es immer wieder zum Streit zwischen ihren Hirten. Wir wissen nicht, wie heftig diese Streitigkeiten zwischen den Hirten gewesen sind. Was wir aber wissen ist, dass die Situation unerträglich wird – für das Land und anscheinend auch für die Beziehung zwischen Abram und Lot. Darum übernimmt Abram die Initiative und spricht die Situation gegenüber seinem Neffen an. Es ist bemerkenswert, wie klar Abram redet: keine Andeutungen, kein langes Um-den-heißen-Brei-Herumreden. Stattdessen spricht Abram sofort an, was er will. Der Streit soll aufhören, und dafür gibt es für ihn nur eine Lösung, die er auch gleich ausspricht: „Trenn dich doch von mir!“

Wie ernst Abram es mit seinem Trennungsvorschlag meint, wird deutlich, als er seinem Neffen sogar die Wahl überlässt, wohin er gehen möchte. So kann Lot sich die Gegend am Jordan aussuchen, die so fruchtbar wie der Garten Eden ist. Die Bibel erzählt ihre Geschichten in der Regel sehr knapp, darum kann man auch hier überlegen, ob die beiden Männer nicht noch mehr miteinander geredet haben. Vielleicht gab es doch das eine oder andere Zögern auf einer Seite. Vielleicht haben sie auch geweint, als sie zu dem Schluss kamen, dass dies das Ende ihrer gemeinsamen Reise ist. Sicher scheint aber, dass die beiden versöhnlich auseinandergingen. So haben sie ein sehr gutes Beispiel dafür gegeben, wie Trennungen verlaufen können, ohne dass es zu weiteren Verletzungen kommt:

Schritt 1: Erkenne, wenn etwas unerträglich wird. Schritt 2: Sprich es gegenüber der Person an, die es angeht. Schritt 3: Sprich von deinen Befürchtungen und Bedürfnissen. Schritt 4: Sag klar, wenn du ein Ende willst. Schritt 5: Sei großzügig bei den Dingen, die ihr teilen müsst. Schritt 6: Verabschiedet euch ohne Groll. Wie gesagt, das ist eine idealtypische Trennung, und die vielen Gefühle, die mit ihr einhergehen, sind hier nicht benannt. Trotzdem ist es gut, nicht nur ein Ideal für die perfekte Hochzeit im Kopf zu haben, sondern sich auch für solche Momente etwas Gutes auszumalen, in denen etwas zu Ende geht. Ansonsten wächst die Gefahr, dass man Verhältnisse aufrechterhält, die eigentlich unerträglich sind. Abram ist übrigens nicht leichtfertig, was Trennungen angeht. Das erfahren wir in seiner Geschichte immer wieder.

Meine Wochenaufgabe lautet darum nicht: Trennen Sie sich von jemandem! Vielmehr: Schärfen Sie Ihr Gespür für Situationen, die unerträglich werden. Sprechen Sie das gegenüber jemandem an, mit dem Sie etwas dagegen tun können. Und dann tun Sie gemeinsam das, was zu tun ist. Bleiben Sie großzügig dabei, denn es kann sein, dass Sie etwas teilen müssen.

In herzlicher Verbundenheit und Zuversicht, dass Sie etwas finden werden, grüße ich Sie.

Ihr Frank Muchlinsky