Woche 4: Und wie ich leuchte!

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Matthäus 5,14–16

Liebe Lichter – egal wie hell,

hatten Sie Freude mit der letzten Wochenaufgabe? Haben sie lächelnd gesegnet und segnend geleuchtet? Wenn ja, machen Sie gern weiter damit, schließlich sind Sie ja das Licht der Welt! Das ist zwar eine sehr gewagte Aussage, aber sie stammt aus der Bibel und dort aus dem Munde Jesu. Der Text, der für diese Woche ausgesucht wurde, stammt aus der Bergpredigt. Jesus hält eine lange Rede an alle, die sich für seine Lehre interessieren. Viele berühmte Zitate stammen aus dieser Bergpredigt, sogar das Vaterunser.

Auch in unserem kleinen Abschnitt steckt solch ein Wort, das in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist. „Stell dein Licht nicht unter den Scheffel!“ Man muss nicht einmal wissen, dass ein Scheffel eine Art Maß ist, mit dem man Getreide abmessen kann. Man versteht das Wort, weil es mittlerweile „geflügelt“ ist. Es steht für: „Du kannst mehr, als du meinst oder zugeben willst.“ Es wird als Ermutigung verwendet, im Sinne von „Zeig, was du kannst!“. Ich glaube allerdings, dass das Jesuswort vom Licht und vom Scheffel noch mehr sagt. Das möchte ich erklären.

Schon die Anrede kann stutzig machen: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Ist das nicht eine glatte Überforderung? Wer würde je von sich sagen: „Ich bin das Licht der Welt“? Nun, Jesus sagt das von sich in einem anderen Evangelium. Im Johannesevangelium sagt er wörtlich „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12) Das klingt für gläubige Menschen nachvollziehbar und gewohnt: Jesus Christus ist der Sohn Gottes, er ist das Licht der Welt. Warum also ist dieser Satz hier auf die bezogen, die Jesus zuhören? Einen Hinweis auf eine mögliche Interpretation liefert wiederum das Johannesevangelium, in dem sich Jesus immer wieder als das Licht der Welt bezeichnet. An einer Stelle heißt es: „Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“ (Johannes 9,5) Unwillkürlich fragt man sich: Und danach? Ist Jesus heute nicht mehr das Licht der Welt? Anscheinend übergibt Jesus das Licht, während er in der Welt ist, an diejenigen, die ihm nachfolgen.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf bekommt das Wort von Licht und Scheffel einen zusätzlichen Klang: Ihr seid das Licht der Welt in dem Sinn, dass ihr angezündet wurdet. Das Licht, von dem die Rede ist, leuchtet nicht von selbst. Jesus sagt denen, die ihm zuhören, also: Ich will euch nicht umsonst angezündet haben. Was ich euch gegeben habe, sollt ihr nicht für euch selbst behalten. Ich setze euch auf einen Leuchter, damit auch andere etwas davon haben. Zu „Zeig, was du kannst!“ gesellt sich „Setz dich ein für andere!“. Dazu passt auch der letzte Satz unseres Abschnitts: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Mit anderen Worten: Leuchtet, tut Gutes, zeigt das – aber nicht, damit die Leute euch dafür loben, sondern Gott, der euch angezündet hat. „Stell dein Licht nicht unter den Scheffel“ ist im Munde Jesu ein Missionsauftrag.

Aus dieser Einsicht möchte ich die Aufgabe für diese Woche entwickeln: Machen Sie tatsächlich weiter mit dem Lächeln! Tun Sie es diesmal nicht so sehr als Segnende, sondern lächeln Sie im Bewusstsein, dass Gott Sie gesegnet hat. Leuchten Sie im Wissen darum, dass Sie genau deswegen angezündet wurden, damit Sie es auch für andere hell machen! Darum: Jedes Mal, wenn Sie jemandem in dieser Woche bei etwas helfen: Lächeln Sie besonders hell und in dem Bewusstsein, dass Sie – zusammen mit allen anderen, die im Namen Jesu Gutes tun – das Licht der Welt sind. Leuchten Sie in diesem Sinne, strahlen Sie die Leute an! Haben Sie keine Angst davor, dass ihr Lächeln gezwungen wirken könnte! Das ist eine Ausrede von Leuten, die ihr Licht lieber unter den Scheffel stellen möchten.

In der letzten Woche sind die neuen Zahlen zur Kirchenmitgliedschaft veröffentlicht worden. Wie zu erwarten war, wird der Kreis immer kleiner. Ich bin überzeugt, dass einer der Gründe dafür ist, dass man uns Christinnen und Christen das Leuchten nicht ansieht, das unser Glaube in uns angezündet hat. Ändern wir das.

Eine helle Woche für alle!

Ihr Frank Muchlinsky

Für alle Interessierten kommen hier noch einmal die Links für unsere Online-Andachten in dieser Woche: