Fastenmail 3: Was mich trägt

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
4. Mose 6,24–26

Liebe Zaghafte, Unverzagte und alle dazwischen,

gefällt Ihnen eigentlich das Titelbild der diesjährigen Aktion von „7 Wochen Ohne“? Die Frau mit dem Lächeln auf dem Autorücksitz? Rote Haare hat sie und viele Sommersprossen. Sie wird von rechts hinten beleuchtet, und sie scheint gleich mitzuleuchten. Nicht nur ihre Jacke, die auf der einen Seite leuchtend orangefarben ist. Ihre Augen, ihr Gesicht, alles an ihr leuchtet. Selten haben wir so viel Lob für die Auswahl eines Motivs für „7 Wochen Ohne“ bekommen wie in diesem Jahr, denn das Bild – ich muss es einfach so schreiben – leuchtet ein. Wenn wir uns vorstellen, dass ein Mensch leuchtet, dann sieht er so aus wie diese junge Frau. Ein breites Lächeln auf dem Gesicht, schaut sie uns direkt an.

Das Gegenteil ist ebenso bekannt: Gesichter, die sich verfinstern und deren Blick sich senkt. So übersetzt schon Luther das, was Kain geschieht, als Gott sein Opfer, im Gegensatz zu dem seines Bruders, nicht ansieht. „Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick.“ (1. Mose 4,5) Das Wort finster steht nicht im hebräischen Text, aber Luther beschreibt dadurch sehr treffend, was in Kain vor sich geht: In seinem Inneren lodert es, aber nach außen hin verfinstert er sich. Wörtlich übersetzt, fallen Kains Gesichtszüge zusammen. Daraus kann nichts Gutes werden, und das sagt ihm Gott auch: Wenn du so herumläufst, wartet die Sünde nur darauf, dass du über sie stolperst.

Gesenktes, finsteres Angesicht auf der einen Seite, strahlendes und zugewandtes Angesicht auf der anderen. Die drei Segensworte für diese dritte Fastenwoche kommen so regelmäßig im Gottesdienst vor, dass man vielleicht vergisst, dass auch sie aus der Bibel stammen. Sie stehen mitten in der Erzählung vom Zug des Volkes Israel aus Ägypten durch die Wüste ins Gelobte Land. Während dieser Zeit schließt Gott seinen Bund mit Israel. Gott führt und beschützt sein Volk und gibt ihm seine Gebote. Nicht nur zehn, nein insgesamt 613 „Mizwot“ regeln den Umgang untereinander und mit Gott. Diese Anweisungen werden Mose von Gott gesagt, der sie an das Volk weitergibt. So heißt es auch vor dem bekannten Segen: „Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet.“ (4. Mose 6,22–23) Deswegen nennt man den Segen den priesterlichen oder aaronitischen Segen, weil Gott Aaron, den Priester, und seine Nachkommen anweist, das Volk Israel mit diesen Worten zu segnen.

Segen gehört zu den Geboten Gottes, Segen mit besonderen Worten: Erstens, Gott soll dich segnen und behüten. Zweitens, Gottes Gesicht soll leuchten über dir und dir Gnade schenken. Drittens, Gott soll dir das Angesicht zuwenden und dir Frieden schenken. Die drei Segenswünsche werden immer konkreter und inniger. Zuerst soll Gott aufpassen und segnen, dann mit leuchtendem Gesicht, sodass die Gesegneten bereits wissen, dass Gott es gut mit ihnen meint, und schließlich zugewandt, direkt, mit Augenkontakt, sodass die Gesegneten wissen, dass es tatsächlich um sie geht. So können sie friedlich werden.

Man mag an dieser Stelle einwenden, dass Gott doch unsichtbar ist. Und ein Gesicht hat Gott schon gar nicht, denn das würde Gott viel zu menschlich machen. Aber nur, weil Gott kein Gesicht hat, kann Gott doch das eigene Angesicht über jedem einzelnen Menschen leuchten lasen. Viele Menschen haben das schon gespürt, wie es ist, von Gott auf diese Weise angeschaut zu werden: Nah, direkt und leuchtend liebevoll. Das tut sehr gut und verleiht tatsächlich einen besonderen Frieden.

Darum liegt die Wochenaufgabe auf der Hand: Segnen Sie andere! Aber nicht mit dem priesterlichen Segen, das können Sie zwar auch, aber darum geht es mir nicht. Segnen Sie mit Ihrem Angesicht! Lächeln Sie wie die Frau auf dem Jahresmotiv von „7 Wochen Ohne“! Und bitte kommen Sie mir nicht damit, dass Sie finden, Sie hätten einfach nicht so ein schönes Lächeln! Es geht darum, dass Ihr Angesicht leuchten soll. Das schaffen Sie, da bin ich sicher. Und wenn die Leute fragen, warum Sie so grinsen, lachen Sie und erklären Sie, dass Sie gerade eine besondere Aufgabe erfüllen! Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen.

Gott segne Sie!

Ihr Frank Muchlinsky