Woche 7: In den Morgen

Woche 7. In den Morgen

Emanuel Herm

Woche 7: In den Morgen

Es ist noch eine kleine Zeit, dann sieht die Welt mich nicht mehr. Ihr aber seht mich, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.
Johannes 14,19

Liebe getrost Glitzernde,

die Fastenzeit geht zu Ende. Es ist nur noch eine kleine Zeit, dann beginnen die Osterfeiertage. Ostern wird häufig das wichtigste Fest des Christentums genannt. Man liest und hört es immer wieder in Nachrichten und kirchlichen Verlautbarungen. Es klingt ein wenig so, als wollte man an den Erfolg anknüpfen, den Weihnachten in unserer Gesellschaft hat. Vielleicht hat Ostern als Fest ein Problem. Zu Weihnachten wird ein Kind geboren. Es ist das Fest der Liebe und der Familie. Wer wollte da nicht mitfeiern! Die Osterfeiertage hingegen beginnen mit einem Abschied, es folgen Schuld, Schmerz, Tod und Trauer. Dann erst kommt die Freude, und es ist nicht die Freude über etwas, das man kennt und leicht nachvollziehen kann wie die Geburt eines Kindes. Es ist die Freude über die Auferstehung eines Menschen von den Toten. Das muss man erst mal glauben. Vermutlich schwingt das in dem Bibeltext mit, der für diese Woche ausgesucht wurde. Jesus kündigt den Seinen an, dass es für „die Welt“, also für alle anderen, so aussehen wird, dass er fort ist. Lediglich seine Leute werden ihn sehen und entsprechend fröhlich sein. Es ist also kein Wunder, wenn die Kirchen zu Ostern nicht so voll sind wie zu Weihnachten.

Dennoch stimmt es: Ostern ist tatsächlich noch größer. Weil alle, die mitfeiern, einmal zusammen durch die tiefste Dunkelheit hindurchgehen, scheint ihnen das Licht am Ostermorgen besonders hell. Es stimmt schon: Ostern als mehrtägiges, kirchliches Fest ist etwas für „echte Fans“. Wer bereits am Gründonnerstag beginnt, erlebt durch das Abendmahl innigste Gemeinschaft miteinander und mit Gott selbst. Man ist dabei, wie Gemeinschaft verraten wird und wie sie zerbricht, wie Verzagtheit das Ruder übernimmt und wie am Karfreitag Schmerz und Tod das wegnehmen, was man liebt. Man erlebt einen Samstag lang die stille Trauer. Und dann am Ostermorgen – so unglaublich – ist nicht Schluss, sondern Anfang: Ein neues Licht, eine neue Osterkerze. Der Ruf: „Der Herr ist auferstanden!“, die Antwort „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Ja, „echte“ Osterfans können sich an diesem Morgen besonders lebendig fühlen.

Sind die Osterfeiertage also nur für christliche Ultras da? Nur für solche, die alle Lieder auswendig kennen, die in der Kirche Dauerkarten und Stammplätze haben? Selbstverständlich nicht! Zu Ostern siegt das Leben über den Tod. Diese Hoffnung steckt in jedem Menschen. Natürlich lieben alle frisches Grün, Blumen, Nester, Eier, Hasen, Süßes und viele freie Tage! All das sagt: Freut euch, Licht und Leben sind da! Und trotzdem: Helle Farben sind auf einem dunklen Hintergrund besser zu erkennen. Den Schein einer Kerze sieht man in einem dunklen Zimmer besser als in einem ohnehin erleuchteten. Wer den Sieg des Lebens über den Tod feiern will, sollte den Tod nicht übergehen.

Darum möchte ich Ihnen Anregungen geben, wie Sie die Osterfeiertage in ihrer Fülle feiern können. Ich habe daher heute für jeden der fünf folgenden Tage eine Aufgabe für Sie:

  1. Zünden Sie am Gründonnerstag eine Kerze an und pusten Sie sie wieder aus. Zünden Sie bis Ostern keine neue Kerze an. Vielleicht essen Sie an diesem Abend mit Freundinnen und Freunden zusammen.

  2. Sollten Sie Ihre Wohnung bereits österlich geschmückt haben, nehmen Sie den Schmuck am Karfreitag wieder ab! Wenn Sie Blumen in der Wohnung haben, stellen Sie sie am Karfreitag irgendwohin, wo Sie sie nicht sehen!

  3. Schauen Sie sich am Karsamstag Fotos von Menschen an, die nicht mehr leben.

  4. Schreiben Sie am Ostersonntag jemandem eine Textnachricht mit den Worten: „Der Herr ist auferstanden“ oder beantworten Sie eine solche Nachricht mit „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Holen Sie Ihre Blumen wieder hervor und schmücken Sie sich und die Wohnung!

  5. (Für „Profis“) Überraschen Sie die Person, die in Ihrer Gemeinde am Ostermontag den Gottesdienst leitet, und gehen Sie hin!

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Licht auf Ihren Wegen und Unverzagtheit auf dunklen Straßen. Bevor ich mich für dieses Jahr von Ihnen verabschiede, möchte ich noch ein wenig Werbung machen für Angebote aus unserem Haus, die Sie weiterhin begleiten können. Ich habe eine ganze Liste zusammengestellt und hoffe, Sie verstehen das weniger als Reklame und mehr als Hinweise.

  • Zunächst noch einmal die herzliche Einladung zu unserem letzten Online-Bibliolog. Der findet am Karsamstag statt. Folgen Sie am 8.4. um 16 Uhr einfach diesem Link: https://us02web.zoom.us/j/81931452338

  • Dann haben Sie auch in diesem Jahr die Möglichkeit, ein kostenloses Probe-Abonnement der Zeitschrift chrismon-Plus zu bestellen. Ein Klick auf das unten stehende Banner führt Sie zur entsprechenden Seite. Oder Sie klicken gleich hier.

  • Außerdem können Sie den kostenlosen Newsletter von evangelisch.de abonnieren. So erhalten Sie wöchentlich eine E-Mail mit Links zu den relevanten kirchlichen Themen auf unserer Seite. Hier können Sie sich anmelden: https://www.evangelisch.de/newsletter

  • Zum Schluss möchte ich Ihnen noch einen Podcast vorstellen. Er heißt „Bibliotalk“. Darin unterhalte ich mich mit interessanten Personen, die mir ein Thema für das Gespräch genannt haben. Ich suche eine passende Bibelstelle aus, und gemeinsam tauchen wir in den Text ein. Die erste Staffel Bibliotalk ist bereits veröffentlicht, eine zweite wird im Herbst erscheinen. Hören Sie mal rein! https://www.evangelisch.de/themen/bibliotalk

Nun aber tatsächlich: Gute Feiertage und Gottes Segen für Sie!

Ihr Frank Muchlinsky